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BRUXISMUS

BRUXISMUS – „Sei nicht so verbissen!“

Einige Patienten kommen wegen Kopf- und Nackenschmerzen in meine Physiopraxis. Die Auslöser für diese Beschwerden sind meist sehr unterschiedlich. Manche Ursachen sind den Betroffenen durchaus bekannt wie z.B.  Wetterfühligkeit, Verspannungen der Nacken- und Rückenmuskulatur, zu wenig Schlaf, Stress oder Flüssigkeitsmangel. Andere Gründe liegen wiederum im Verborgenen. An „Bruxismus“ als Auslöser der Beschwerden denken wahrscheinlich die Wenigsten. Morgens mit Schmerzen am Kiefergelenk, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen oder einer verspannten Muskulatur aufzuwachen, könnte aber ein erster Hinweis auf Bruxismus sein.

Was ist Bruxismus?

Einfach übersetzt versteht man darunter „Zähneknirschen“ (englisch „Bruxism“). Die Betroffenen pressen immer wieder und unbewusst die Zähne aufeinander, oft mit mahlenden, kauähnlichen Bewegungen. Meist passiert das im Schlaf. Durch die hohe Belastung wird der Zahnschmelz auf Dauer abgerieben und schwere Zahnschäden bis hin zu Zahnverlust können die Folge sein. Dazu kommen oft schmerzhafte Verspannungen der Kiefermuskulatur, die zu Kopf-, Nacken- oder Gesichtsschmerzen führen können. Auch Verspannungen und Schmerzen im Rückenbereich sind möglich.

Ursachen des Zähneknirschens

Bestimmt kennen Sie die Redewendungen „Zähne zusammenbeißen“, „in den sauren Apfel beißen“ oder „sei nicht so verbissen“. Mit diesen Sätzen motivieren wir uns, schwierige oder unangenehme Situationen zu ertragen. Das Aufeinanderpressen von Ober- und Unterkiefer ist ein unbewusster Ausdruck von psychischem Stress, Angst oder Frustration. Emotionale Anspannung führt auch im Körper zu einer Erhöhung des Anspannungslevels. Die Kaumuskulatur wird so stark beansprucht, dass auf Dauer Spannungen entstehen. Bestehen diese Beschwerden über einen längeren Zeitraum, können sich die Muskeln im Kiefer verkürzen und so Schmerzen verursachen.

Neben emotionalem Stress gibt es aber auch noch eine Reihe anderer Ursachen für Bruxismus

  • Zahn- und Kieferfehlstellungen: Wenn der Zusammenbiss von Ober- und Unterkiefer gestört ist, kann Zähneknirschen eine Folge sein. Zahnfehlstellungen sowie nicht passende Kronen oder Füllungen können in weiterer Folge Kieferprobleme auslösen.
  • Alkohol, Koffein, Medikamente: Auch der übermäßige Konsum von Genussmitteln und die Einnahme bestimmter Medikamente kann Zähneknirschen verursachen, denn sie beeinflussen das Zentralnervensystem und führen zu funktionellen Veränderungen der neuronalen Transmitter oder der Rezeptoren.
  • Erkrankungen: Manchmal können auch Erkrankungen wie zum Beispiel das Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine), obstruktive Schlafapnoe (nächtliche Atemaussetzer), Minderdurchblutungen (Ischämien) oder andere Krankheiten Bruxismus verursachen. Darum sollte eine gründliche ärztliche Diagnose immer am Beginn jeder Behandlung stehen.

Woran erkennt man Bruxismus?

Da man Bruxismus meist am abnormalen Zahnverschleiß oder einem gebrochenen Implantat erkennt, wird die Diagnose meistens von Zahnärzten gestellt. Oft erfolgt auch dort die Behandlung mittels Beißschiene, um die Zähne vor einer weiteren Abnutzung zu schützen.

Doch die Ursachen werden auf diese Weise nicht behoben. Bei der Ursachenbehebung kann die Physiotherapie einen wertvollen Beitrag leisten.

 

Das 7 Schritte Programm zur Behandlung von Bruxismus

 

Schritt 1: Anamnese

In einem gemeinsamen Gespräch mit dem Physiotherapeuten beschreibt der Patient seine Symptome und ob bereits ein Verdacht durch den Zahnarzt vorliegt, z.B. durch die Beobachtung eines erhöhten Zahnverschleißes, Zahnprobleme, Kieferschmerzen, etc.

Besonders wichtig ist, dass sich der Betroffene selbst genau beobachtet bzw. dessen Partner seine Beobachtungen schildert:

  • Wie oft beiße ich im Schlaf die Zähne zusammen?
  • Wie oft knirsche ich im Schlaf mit den Zähnen?
  • Wie oft beiße ich im Wachzustand die Zähne zusammen?
  • Wie oft knirsche ich im Wachzustand mit den Zähnen?

 

Schritt 2: Untersuchung

Für das Vorliegen von Bruxismus gibt es zweierlei Anzeichen:

Extraorale Indizien:
– Zusammenpressen des Kiefers während der Untersuchung
– Vergrößerung des Kaumuskels

Intraorale Indizien:
– erhöhter Zahnverschleiß
– Abdrücke auf der Innenseite der Wange
– Abdrücke auf der Zungenseite

 

Schritt 3: Manuelle Untersuchung (Palpation)

In diesem Schritt wird die Kaumuskulatur mit den Fingern untersucht. Hat der Patient Schmerzen in der Kaumuskulatur oder empfindet er einen übertragenen Schmerz (Referred Pain) durch das Zusammenpressen des Kiefers für etwa 30 bis 60 Sekunden?

 

Schritt 4: Aufklärung des Patienten

Gemeinsam wird besprochen, welche möglichen Ursachen es für die Schmerzen und Beschwerden des Patienten geben könnte. Einfache anatomische und pathophysiologische Erklärungen helfen dem Betroffenen seine Beschwerden zu verstehen.

 

Schritt 5: Instruktionen

Um eine Besserung der Beschwerden zu erzielen, kann der Physiotherapeut das Bewegungsverhalten des Patienten durch Übungen und Therapien positiv beeinflussen. Der Erfolg der Behandlung ist jedoch wesentlich vom Selbstmanagement des Patienten abhängig. Dazu zählen tägliche Aktivitäten und der Umgang mit sozialen, physischen und emotionalen Herausforderungen.

Der Physiotherapeut kann das Bruxismus-Selbstmanagement mit folgenden Instruktionen unterstützen:

  • Tipps für ein normale Funktion des Kausystems beim Kauen, Gähnen
  • Identifizieren, Überwachen und Vermeiden des Zähneknirschens
  • Schlafhygiene
  • Selbstübungen wie Massagen und Wärmeanwendungen
  • Entspannungstherapie

 

Schritt 6: Physiotherapie

Zusätzlich zum Selbstmanagement-Programm kann der Physiotherapeut auch Massagen und Dehnungen vornehmen. Übungen für die Kiefer- und Nackenmuskulatur in Kombination mit Entspannungs- und Atemtechniken können eine Symptomlinderung bewirken.

 

Schritt 7: Spezialisten

In schwierigen Fällen kann der Therapeut seinen Patienten auch dabei unterstützen, Spezialisten zur Behandlung von Bruxismus ausfindig zu machen.

 

Leiden Sie an Sie an verspannten Muskeln in Gesicht, Hals, Nacken oder den Schulter?

Kontaktieren Sie mich gerne. Gemeinsam begeben wir uns auf Ursachenforschung und im Anschluss erarbeite ich für Sie einen individuellen Therapieplan. Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören.

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